Der frühe Einsatz des Dirigenten: Der Projektmanager spielt bereits in der Ouvertüre mit

Stellen Sie sich vor, ein Orchester bereitet sich auf eine große Aufführung vor. Die Musiker stimmen ihre Instrumente, das Publikum nimmt Platz – aber der Dirigent fehlt. Die Musiker versuchen sich gegenseitig einzugrooven, doch die Einsätze sind unsauber, das Tempo schwankt, und am Ende klingt alles mehr nach Zufall als nach Kunst. Ähnlich ergeht es Projekten, wenn der Projektmanager erst dann an Bord kommt, wenn die wichtigsten Weichen schon gestellt sind.

Die Ouvertüre – also die Projekt-Charter – ist der Moment, in dem die Weichen für das gesamte Vorhaben gestellt werden. Ein erfahrener Projektmanager, der frühzeitig einbezogen wird, kann entscheidende Risiken minimieren und sicherstellen, dass das Projekt auf einem soliden Fundament steht.

Der Projektmanager als Dirigent der frühen Planungsphase

Operninszenierungen sind oft komplexe Vorhaben, bei denen unzählige Faktoren ineinandergreifen müssen – Bühnenbild, Orchester, Sänger, Licht, Dramaturgie. Ohne eine übergeordnete Koordination droht schnell Chaos. Genau hier liegt die Parallele zum Projektmanagement:

Ein Dirigent ist nicht nur dafür da, während der Premiere auf der Bühne zu stehen und das Orchester zu führen – er ist von Anfang an dabei. Er kennt die Partitur, versteht die Herausforderungen, arbeitet mit den Solisten an schwierigen Passagen und sorgt dafür, dass alle in die gleiche Richtung arbeiten. Ein Projektmanager sollte genauso früh ins Spiel gebracht werden:

  • Er bringt seine Expertise in die Projekt-Charter ein. Was nützt eine Vision, die in der Praxis nicht umsetzbar ist? Der Projektmanager kann bereits hier auf Stolpersteine hinweisen und Lösungen vorschlagen.
  • Er hilft, Risiken frühzeitig zu identifizieren. Wie ein erfahrener Regisseur, der erkennt, dass eine geplante Bühnenkonstruktion zu unsicher ist, kann der Projektmanager bereits in dieser Phase verhindern, dass das Projekt später gegen die Wand fährt.
  • Er sorgt für eine realistische Ressourcenplanung. Zu ambitionierte Pläne ohne solide Basis? Ein erfahrener Projektmanager erkennt, ob ein Vorhaben mit den vorhandenen Mitteln und der Zeit überhaupt realistisch umsetzbar ist.

Wenn der Projektmanager fehlt: Beispiele aus der Opernwelt

Es gibt genügend Opern, in denen das Fehlen einer zentralen, koordinierenden Figur ins Chaos führt. Nehmen wir zum Beispiel „La Traviata“. Alfredo und Violetta haben durchaus ein gemeinsames Ziel – ihre Liebe. Doch weil niemand ihren Weg koordiniert und Konflikte frühzeitig entschärft, endet alles in Missverständnissen und Tragik. Ein Projekt ohne frühzeitige Führung läuft Gefahr, ähnliche Wendungen zu nehmen: Viel Emotion, große Ambitionen – aber am Ende fehlt eine klare Strategie.

Ein positives Gegenbeispiel ist Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Hier sorgt Hans Sachs mit kluger, überlegter Führung dafür, dass das Sängerfest nicht in Streit und Chaos endet. Er erkennt früh, wo es hakt, vermittelt zwischen den Beteiligten und setzt seine Erfahrung ein, um einen harmonischen Ablauf zu gewährleisten. Ein Projektmanager, der sich in der frühen Phase aktiv einbringt, übernimmt genau diese Rolle: Er balanciert Interessen aus, bringt Struktur in das Vorhaben und verhindert, dass Probleme eskalieren.

Die Bedeutung der frühen Einbindung für die Risikominimierung

Wird der Projektmanager erst in einer späteren Phase ins Boot geholt, kann das weitreichende Konsequenzen haben:

  • Planungsfehler sind bereits manifestiert und nur mit großem Aufwand zu korrigieren.
  • Budgets wurden ohne realistische Grundlage festgelegt.
  • Stakeholder sind nicht eingebunden worden, was zu Widerständen führt.

Eine gute Projekt-Charter ist also nicht nur ein Dokument, das die Strategie beschreibt, sondern auch ein erster Akt des Projektmanagers. Indem er seine Expertise einbringt, legt er die Basis für eine stabile Planung und verhindert, dass das Projekt auf falschen Annahmen aufgebaut wird.

Fazit: Ein Projekt ohne frühen Projektmanager ist wie eine Oper ohne Dirigent

Ein Projektmanager ist nicht nur ein Umsetzer – er ist ein entscheidender Gestalter von Anfang an. Wird er zu spät eingebunden, droht das Projekt aus dem Ruder zu laufen.

Wer möchte, dass die Premiere gelingt, setzt also früh auf einen erfahrenen Dirigenten, der die Vision mit der Realität verbindet. Dann kann das große Finale kommen – mit einem Applaus, der lange nachhallt. 🎭🎶