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Tournee – Programm

Große Bühne, viele Akte – Willkommen im Programm-Management

Herzlich willkommen im Reich des Programm-Managements, wo der Meister des Programms die gesamte Operntruppe auf eine grandiose Tournee schickt. Eine einzige Darbietung mit Bravour zu meistern, ist bereits eine Mammutaufgabe – doch eine ausgedehnte Tour mit zahlreichen Vorstellungen, variierenden Bühnen und einem bunten Haufen skurriler Künstler? Herzlich willkommen in der Realität des Daseins.

Denn das Wesen des Programm-Managements liegt nicht allein darin, dass ein Projekt erfolgreich ist, sondern vielmehr darin, dass diverse Projekte harmonisch interagieren, ein übergeordnetes Ziel verfolgen und letztendlich eine bejubelte Tournee präsentieren. Bis dahin gilt es, die Tanzkünste der Logistik zu beherrschen, die Eitelkeiten zu beruhigen, die Geldfresser zu stopfen und den Zeitplan zu erretten.

Der Leiter des Programms: Ein Maestro, der die Fäden zieht.

Der Regiezauberer jongliert nicht nur mit den Darstellern, um die Bühnenshow harmonisch zu gestalten – er agiert auch als Hinterbühnen-Hüter, der für reibungslose Abläufe sorgt, und als Wanderzirkus-Direktor, der gewährleistet, dass der gesamte Zirkus auf Tour nicht in seine Einzelteile zerfällt.

  • Die kreative Köpfe und Taktgeber (alias Ideenführer) sonnen sich in ihrer individuellen künstlerischen Vorstellung und sehnen sich danach, im Scheinwerferlicht zu strahlen.
  • Die Melodisten und das Klangkörper (alias die Gruppen) streben danach, synchron zu bleiben, während fortwährend das Notenblatt neu verfasst wird.
  • Die Förderer? (alias die Finanziers) wünschen sich volle Häuser, jedoch ohne Extrakosten für Bühnendekoration und Probenzeit.
  • Und die Zuschauer (alias die Interessengruppen) erwarten eine tadellose Aufführung, ohne zu wissen, dass hinter den Kulissen gerade das Bühnenbild in Flammen steht.

Triumph oder Durcheinander – alles liegt in der Hand des Tournee-Leiters.

Gelegentlich geraten sämtliche Dinge in makellose Harmonie. Die Aufführung trifft den passenden Ton, das Ensemble agiert wie aus einem Guss, und zum Schluss ernten wir stehende Ovationen. Und in jenen anderen Tagen, wenn die Divas rebellieren, der Maestro fernbleibt und die Technik streikt – und Sie als Organisationskünstler dennoch für einen makellosen Verlauf sorgen müssen, denn morgen zieht die Truppe schon weiter.

Denn die Zuschauer sind nicht daran interessiert, welche Turbulenzen sich im Hintergrund abgespielt haben. Letztlich zählt allein die Show. Das Wesen des Programm-Managements liegt darin, stets den Überblick über das Gesamtbild zu behalten, Schwierigkeiten zu bewältigen, ehe sie außer Kontrolle geraten, und letztendlich eine Vorstellung zu präsentieren, die die Massen in Verzückung versetzt.


Lesen sie auch die Kolumne „Soloarie oder Chor“ auf Seite 27.