Besetzung – Ressourcen

Besetzung – Ressourcen

Ressourcenmanagement – Sänger und Orchester im Gleichgewicht halten

Eine Opernaufführung ist kein Spaziergang durchs Repertoire – sie ist ein Kraftakt, eine logistische Meisterleistung, ein fein austariertes Gefüge aus Stimmen, Instrumenten und Nerven. Wenn alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, wenn der Bariton nicht plötzlich beim Chor einsteigt und das Englischhorn nicht Italienisch spielt – dann kann der Abend ein Triumph werden. Aber wehe, der erste Geiger hustet. Oder die Souffleuse bleibt stumm. Dann beginnt das große Rutschen im System.

Besetzung - Ressourcen

Willkommen im Ressourcenmanagement – einer Wissenschaft für sich!

Wie in jeder guten Produktion gilt auch im Projekt: Jede Rolle zählt. Aber eben nicht jede gleich zu jeder Zeit. Wer alle gleichzeitig auf die Bühne schiebt, hat am Ende nicht nur zu viele Noten – sondern auch zu wenig Luft. Die wahre Kunst liegt darin, mit begrenzten Mitteln ein Maximum an Wirkung zu erzielen. Nicht jede Stimme muss immer singen – aber wenn sie gebraucht wird, dann bitte in voller Klangfarbe.

Und wenn der Tenor ausfällt? Wenn das Orchester streikt? Wenn der Sopran zwar anwesend, aber emotional abwesend ist? Dann zeigt sich, wer das Ensemble wirklich im Griff hat. Müssen Rollen neu verteilt werden? Wird improvisiert? Gibt es einen Joker aus der Generalprobe?

Nur wer nicht alles auf eine Stimme setzt, sondern klug und vorausschauend plant, kann auf solche Überraschungen reagieren – ohne dass das Projekt aus dem Takt gerät. Denn nichts ist schlimmer als ein Koloraturchaos, weil das Ressourcenblatt veraltet war.

Am Ende geht es nicht nur darum, dass alle irgendwie mitspielen – sondern dass aus vielen Einzelstimmen ein großes Ganzes entsteht. Eine Aufführung, die trägt. Ein Projekt, das klingt.


Lesen sie auch die Kolumne „Die falsche Besetzung“ auf Seite 34.